Mobilitätswende à la Paris

Ein Reisebericht von Stephan

Während gerade viel über das CyberCab des Trump-Fanboys Musk gesprochen wird, konnten meine Familie und ich die letzten Tage schon einmal live erleben, wie sich autonomes elektrisches Fahren in der Stadt anfühlt.

Wo? In Paris!

Auf der Paris Motor Show? Nein, dort geht es dieses Jahr vor allem um „China gegen Europa“ wie der Spiegel schreibt.

Sondern? In der Pariser Métro auf der Linie 4.

Mit über 750.000 täglichen Fahrgästen die meistfrequentierte des Pariser Métro-Netzes. Dort ist autonome Elektromobilität seit Ende 2023 Realität.

Auch sonst hat Paris in Sachen urbane Mobilität sehr viel, vielleicht sogar alles richtig gemacht und uns sehr beeindruckt.

Viele der kleinen Straßen wie zum Beispiel in Montmartre wurden für den Autoverkehr entweder ganz gesperrt oder teilweise zu schmalen Einbahnstraßen umgebaut und bieten so den Menschen mehr Platz. Platz zum Gehen, zum Einkaufen, zum Sitzen in Cafés und Restaurants, eben Platz zum Leben.

Die großen Straßen bekamen Fahrradspuren, baulich vom Autoverkehr getrennt. Wie gut dies funktioniert, konnten wir morgens auf dem Weg zur Boulangerie sehen. Während sich der Autoverkehr langsam durch „unser“ Stadtviertel, Marais schob, kamen Fahrräder, eBikes, und eLastenräder schnell durch den Berufsverkehr.

An fast jeder Straßenecke stehen eBikes zum Ausleihen. In Verbindung mit den sehr gut ausgebauten Fahrradspuren ist dies für viele PariserInnen sowie TouristInnen eine bequeme und daher viel genutzte Art der Fortbewegung, um schnell durch die Stadt zu kommen.

Neben den sehr vielen eBikes und eLastenrädern, teils mit (Container-)Anhängern prägen eine stark wachsende Anzahl von eMotorrollern, eAutos und eTransportern oder eBussen die Straßen.

Klar ist die Zahl der Verbrenner noch groß, aber egal ob privater Individualverkehr, Logistik oder Personentransport, Elektromobilität ist hier ganz klar die Antriebsart der Zukunft.

In Paris konnten wir erleben, dass Mobilitätswende so viel mehr ist als eine Antriebswende, gleichzeitg aber die Menschen mitnehmen kann und mitnimmt – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wenn ich mir dann ansehe, wo wir gerade in Deutschland stehen.

Die Elektromobilität wird mit dem Scheinargument der Technologieoffenheit von der FDP und ihrem Verkehrsminister immer noch ausgebremst, obwohl allein schon aus Effizienzgründen alternativlos.

In Berlin will die CDU das Mobilitätsgesetz ändern und damit den Vorrang fürs Auto erhalten und den Platz für Rad- und Fußverkehr beschränken.

Und in Bayern gibt ein Herr Söder den Grünen die Schuld an verspäteten Zügen und marode Brücken, vergisst, verdrängt, verschweigt dabei aber, dass zwischen 2009 und 2021 die CSU den Verkehrsminister gestellt hat.

Danke Paris für drei sehr schöne und inspirierende Tage an der Seine.

p.s.: Natürlich ging es auch elektrisch hin und zurück. Entspannt bei bis zu 320 km/h mit ICE, Eurostar und TGV.