Mahnwache: 35 Jahre nach Tschernobyl und 10 Jahre nach Fukushima

Am 26. April jährt sich die Atomkatastrophe von Tschernobyl zum 35. Mal.

Wir gedenken der Opfer und denken an die Menschen, die auch in den folgenden Generationen immer noch erhebliche gesundheitliche Folgen zu tragen haben.

10 Jahre nach Fukushima und 35 Jahre nach Tschernobyl sind in Deutschland noch 6 Atomkraftwerke in Betrieb, die immerhin bis Ende 2022 laufen sollen. Dazu kommen die Uranfabriken in Lingen und Gronau, die nach wie vor produzieren und fleißig exportieren. Deutschland ist umgeben von unsicheren und z.T. schrottreifen AKWs, wie z. B. dem französischen AKW Cattenom und den belgischen AKWs Doel und Tihange.  Auch diese Atomkraftwerke gehören sofort stillgelegt! Denn die Geschichte hat auf grausame Weise gezeigt:

Die Atomtechnologie ist nicht sicher und nicht beherrschbar.

Ein weiterer Punkt betrifft die Energiewende, die derzeitig konsequent und gezielt verschleppt wird. Bedenkt man, dass im Zusammenhang mit dem Klimawandel Atomkraftbefürworter*innen für eine Laufzeitverlängerung streiten, da die Atomenergie ja ach so klimaneutral sei und damit Unterstützung in einigen Parteien und Wirtschaftszweigen finden, dann wird klar, – der Atomausstieg ist noch nicht gesichert.

Auch auf europäischer Ebene wird weiter an der Rehabilitierung der Atomkraft gebastelt: Auf dem Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs im Dezember 2019 wurde die Atomenergie sogar als Beitrag zur Klimaneutralität(!) ausdrücklich genannt.

Wir fordern:

  • mehr Tempo beim Atomausstieg
  • Stilllegung der Uranfabriken in Lingen und Gronau
  • größere Anstrengungen beim Ausbau alternativer Energien
  • Förderungen für die Entwicklung von Speichermöglichkeiten

Mahnwache vor der St. Martini Kirche in Dransfeld

Mit dem Abschalten der letzten 6 Atomkraftwerke bis Ende 2022 sind wir das leidige Thema Atomkraft nicht los: Da steht die Frage, wohin mit dem Atommüll! Das geplante Endlager Gorleben ist aus Sicherheitsgründen erst einmal weggefallen. Die Suche muss weitergehen. Darüber wird leicht vergessen, dass auch für schwach- und mittelradioaktive Stoffe Endlagerstätten dringend gebraucht werden. Die Asse kann nicht mehr genutzt werden. Sie wird durch Wassereinbrüche bedroht. Mehr als 100.000 Fässer mit radioaktiven Abfall müssen in den nächsten 30 bis 40 Jahren geborgen werden. Bleibt noch Schacht Konrad.

Völlig überraschend wurde Anfang März 2020 die Bevölkerung darüber informiert, dass auf dem Gelände des rückgebauten Atomkraftwerks Würgassen in Nachnutzung ein Atommüll-Großlager, ein sog. „Logistikzentrum“ für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll errichtet werden soll. Als zentrale Einrichtung soll hier aus ganz Deutschland Atommüll gesammelt, gelagert und kontrolliert werden, bevor er dann 90 km weiter ins Endlager Schacht Konrad transportiert und dort eingelagert wird. In wenigen Jahren, spätestens 2027, wird mit einem hohen Aufkommen von Atommülltransporten im weiteren Umland von Würgassen (Luftlinie ca. 30 km von Dransfeld) zu rechnen sein. Inzwischen wird auch Schacht Konrad von vielen Wissenschaftler*innen und Expert*innen als veraltet und für die Einlagerung von Atommüll als nicht geeignet eingeschätzt. (Quelle: www.ausgestrahlt.de

Wir sind der Meinung: Ohne Beteiligung der in der Umgebung von Würgassen lebenden Menschen, ohne ein transparentes Verfahren darf in Würgassen kein Atommülllager entstehen. Würgassen darf nicht zum Atommüll-Verschiebe-Bahnhof werden!