Bis zum 21. Mai 2021 hatten die Entwürfe des Bebauungs- und des Flächennutzungsplanes (B-Plan und F-Plan) für die touristische Neugestaltung des Gebiets auf dem Hohen Hagen zur sog. „frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit“ ausgelegen. Der sehr knapp bemessene Auslegungszeitraum von gerade einmal vier Wochen, sowie die äußerst dürftige Vorankündigung der Auslegung könnten darauf hindeuten, dass versucht werden soll, das wahre Ausmaß der geplanten Veränderungen am Hohen Hagen möglichst an der Öffentlichkeit vorbei durchzudrücken.
Fehlende Rechtsgrundlage?
Die Auslegungsfrist der Planungsunterlagen habe nach Auskunft von Herrn Aue (Bauamt) bereits mit Aushang im Infokasten vorm Dransfelder Rathaus begonnen und ist damit sicherlich nur einem sehr kleinen Personenkreis zur Kenntnis gebracht worden. Über die Dransfelder Informationen erreichte die Bekanntgabe der Planungsunterlagen die Einwohner*innen der Samtgemeinde erst eine Woche später mit Erscheinen der Mai Ausgabe der Dransfelder Informationen. Formal mag das korrekt sein, weil der Aushang am Dransfelder Rathaus laut Herrn Aue die sog. „ortsübliche Form“ für solche Ankündigungen sei. Zudem fehlt den Planungen auch die nötige Rechtsgrundlage, die der gegenwärtig noch gültige Raumordnungsplan für den Hohen Hagen festgelegt hat, nämlich: „Ruhige Erholung“.
Die mit den genaueren Planungen nicht vertrauten Bürger*innen mögen denken: „Ist doch schön, wenn da oben was passiert und der Hohe Hagen attraktiver wird“. Was aber wirklich am Hohen Hagen möglich sein soll, erschließt sich einem erst bei genauerer Durchsicht der Planungsunterlagen.
Massentourismus auf dem Hohen Hagen
Eine riesige Anlage für lautstarken Massentourismus völlig unangemessener Größenordnung mit schonungslosen Eingriffen in die Landschaft und umfassenden Umweltbeeinträchtigungen (z. B. Waldzerstörung, Bodenversiegelung, Lärmbelästigung, vermehrtem Verkehrsaufkommen mit hohen Abgasbelastungen) soll durch die Planungen ermöglicht werden. Die Planungsentwürfe entsprechen nahezu punktgenau den Vorstellungen des interessierten Unternehmers von der Schattenspringer AG. Fast so, als hätte dieser unserer Verwaltung die B- und F- Planungen in die Feder diktiert!
Knapp zusammengefasst sehen die Planungen folgendes vor:
- mehrere Kilometer lange Drahtseilanlagen, die spinnennetzartig nahezu das gesamte Gelände des ehemaligen Steinbruches überspannen (z. B. 30 Seilrutschen, Fly Lines, Kurvenseilbahnen und dazu noch 20 Röhren- und Halbschalenrutschen an den Steilhängen)
- Freifallanlage und Wall Running am Gaußturm
- Ausbau der Parkplatzfläche auf nahezu doppelte Größe
- Rodungen von Bäumen und Gehölzaufwuchs
- Bodenversiegelung, 2000 m2 überbaubare Flächen
- zusätzlich Fundamentierungen für die zahlreichen Turmbauten der Seilanlagen
- Sanitäreinrichtungen
- Brand- und rettungstechnische Flächen und Einrichtungen
- Büro- und Verwaltungsgebäude, sowie sonstige Nebenanlagen, die zum Betrieb nötig sind.
- Wegebau zur Erschließung der Seil- und Rutschenanlagen
Wir werden unseren Hohen Hagen nicht wiedererkennen!
Die dortige Natur mit all der ihr eigenen Schönheit soll den kommerziellen Interessen eines vorwiegend auf Konsum und Massentourismus basierenden Geschäftes geopfert werden. Das erscheint uns vollkommen aus der Zeit gefallen und widerspricht allen gesellschaftlichen, ökologischen und letztlich auch wirtschaftlichen Notwendigkeiten.
Dransfeld hat am Hohen Hagen bereits eine schmerzliche Niederlage gegenüber Industrieinteressen einstecken müssen. Damals wurde das Kulturdenkmal „Alter Gaußturm“ ein Opfer des Basaltabbaus. Jetzt droht ein neuerliches Debakel mit Natur- und Landschaftszerstörung großen Ausmaßes, bei im Übrigen – auch äußerst fraglichem – wirtschaftlichem Nutzen für unsere Region (z. B. nur wenige Arbeitsplätze mit vorwiegend Saison- und Teilzeitkräften, Generierung von Steuereinnahmen am Sitz des Unternehmens „Schattenspringer AG“ – und damit nicht in Dransfeld).
Naturnahen Tourismus fördern, Massentourismus verhindern
Ist es nicht gerade unsere -noch- intakte Natur mit all ihrer Schönheit, erlebbaren Artenvielfalt und Natürlichkeit, die unsere Region auch touristisch interessant macht? Landschaftsschutzgebiete bzw. ehemalige LSG dürfen nicht zu Bauerwartungsland abgewertet werden, das dann zur quasi freien Verfügbarkeit steht!
Wir GRÜNEN wünschen uns für den Hohen Hagen eine Aufwertung im Rahmen eines sanften, umweltverträglichen, nachhaltigen Gesamtkonzeptes unter Einhaltung umweltschonender und ökologischer Maßstäbe.
- Ruhige Erholung
- erlebnispädagogische Einrichtungen
- weiterer Ausbau und Pflege des vorbildlichen Geologiepfades
- Anlage eines Barfußpfades (wie z. B. am Hohen Meißner)
- Naturerlebnispfade unter Berücksichtigung von Umweltthemen wie z. B. Bedrohung des Waldes und der Artenvielfalt, Bedeutung des Waldes fürs Klima, Wasserhaushalt, Erholung und natürlich auch Holzwirtschaft.
- Aktivitäten am und in unmittelbarer Nähe des Gaußturmes (Wall Running, Bungee Jumping, o. ä.),
- Ggfs. eine attraktive Hängebrücke, die das ehemalige Bruchgelände im nördlichen Drittel überspannt
- Abenteuerspielplatz mit maximal 2-3 Röhrenrutschen
- kleine Gastronomie (Kiosk) am Gaußturm mit Kulturveranstaltungen, wie sie von den zukünftigen Betreiber*innen des Kiosk am Gaußturm bereits angedacht sind.
Der gegenwärtige Planungsstand am Hohen Hagen entspricht in keinster Weise den Vorstellungen der Dransfelder GRÜNEN. Den vorliegenden Entwürfen des Flächennutzungs- und des Bebauungsplanes werden wir nicht zustimmen!
Wir werden uns in Stadt- und Samtgemeinderat sowie deren Gremien für eine Neuausrichtung der Planungen einsetzen.
Wir werben um zahlreiche Unterstützung durch die Bürger*innen von Stadt- und Samtgemeinde Dransfeld.